Der Pausentag in Dargaville war gut gewählt, wenn wir an das windige und feuchte Wetter denken. Bereits in der ersten Nacht packten wir das arg vom Wind zerbogene Vorzelt ein und liessen uns für die zweite Nacht zur ruhigen Erholung zur Übernachtung in einer Cabin überreden – wir bereuten es nicht als ein Gewitter mit Sturmböen über das Dach fegte.
Das Gewitter hinterliess dafür einen viel laueren Wind und ein richtig freundlicher Tag begleitete uns nordwärts wo wir am Kaurimuseum Mittaghalt machten. Ein Museum ganz diesen mächtigen Bäumen gewidmet, aber vielleicht doch noch etwas mehr den Pionieren der ersten Stunde der weissen Besiedelung. Eindrücklich wie fortgeschritten die Technologie der Neuseeländer in diesen Tagen war! Welcher Maschinen sie sich bedienten aus aller Welt. Schaut man den Maschinenpark heute an in der Landwirtschaft zum Beispiel und die Häuser ist seither keine grosse Entwicklung mehr zu finden. Sie hangen immer noch an ihren alten «classics». Die Post, das nachgestellte Leben – kein einfaches Leben war das gewesen Ende 19., anfang 20. Jahrhundert, wenig Komfort und kaum warm und trocken.
Unsere Etappen werden langsam etwas länger, wir gewöhnen uns an die Routinen: Hausauf- und Hausabbauen; genügend Proviant und Gas besorgen; Hügel rauf und runter; Plaudern mit anderen Reisenden, vielen jungen Deutschen die zum Arbeiten und Reisen hier sind, aber auch Austauschen mit anderen Velofahrern.
So erreichten wir das Nordufer des Hokianga Harbour mit der Fähre am Mittag des 24. November und der überraschend flache Strassenverlauf erlaubte und das Weiterkommen bis Herekino, wo auf der offiziellen Strassenkarte und entlang der Strasse mehrfach ausgeschildert das Tui Inn mit Camping Möglichkeit eingetragen war. Es hatte zu nieseln begonnen. Wir fanden den Campingplatz, ein paar heruntergekommene Gebäude… es erinnerte uns an alte verlassene «shearers quarters», die einfachen Unterkünfte, die neben den Schaffarmen den Schärern oder anderen Hilfsarbeitern zur Verfügung gestellt werden, feucht, staubige Wanzenparadise. Freiluftkochnische und –lavabo; ein Plumpsklo; eine magere anhängliche schwarze Katze mit weissen Pfoten; ein gedeckter Essplatz mit tausenden ausrangierten Farmwerkzeugen. Nieselregen. Beim nahen Wohnhaus ist niemand zu Hause, aber 4 aufgeweckte Hunde bellen um die Wette. Ok dachten wir.
Aber wenig später sitzen wir auf der Veranda mit Grant dem vielleicht 70jährigen freundlichen Besitzer zu einem Bierchen eingeladen. Er im wolligen T-shirt und nackten Füssen – wir mit unseren warmen Socken und Pullis eingepackt. Herrlich mit ihm zu Plaudern. Er ist da zu Hause, wuchs auf diesem Fleckchen Erde auf, lebt hier, geht seinen Jobs nach wie viele Neuseeländer ein bisschen da und dort als Hufschmied, Dachdecker, Kleinbauer, Pferdetreckingführer… erzählt über wie früher jeder seine paar Milchkühe hatte, bis nur noch die grossen überlebten, diese vor rund 7 Jahren ein Vermögen machen und kürzlich die Milchpreise auf einen Drittel eingebrochen sind, weil China selber begonnen hat Milch zu produzieren… Dann muss er los, mit den Kumpanen die 3 erlegten Schweine aufladen.
Schliesslich schlafen wir wohlig warm in unserem Zelt, welches wir im zum Hobbymuseum ausgestatteten Schuppen (mit Broschüren über die Kauri, einem ausgestopften Fischenden Possum einem geschnitzten Wildschweinekopf, paar Geweihen, viel Staub) aufgestellt haben und mit uns 4 Frühstückseier, die wir direkt aus dem Hühnerstall mitbekommen hatten.