Zu den abgelegensten mit dem Tourenvelo aber gut befahrbaren Regionen gehört das Rainbow Tal. Eine holpernde Naturstasse führt durch das riesen Gebiet zweier Farmen entlang dem Wairau Fluss, später dem Clearance Fluss. Hier begegnet man auf 110km einzelnen Velo-/Motorrad- oder 4×4 Abenteurern. Sonst trifft man erstaunt dreinblickenden Kühe. Wer hier her kommt sucht Natur, weite steinige Talschaft, viel Himmel, Wind, Platz zum Atmen und sein. Hier gibt die Natur noch den Ton an. Man kann ihr nicht einfach ausweichen und kurz zum Kaffee einkehren oder im Supermarkt einkaufen. Aber es gibt «Infrastruktur»: wie gesagt eine Strasse mit Brücken über den Hauptfluss, 3 Schutzhütten und 2 zum Campieren vorgesehene Areale mit einem WC Häuschen. Wasser gibt’s in den Flüssen in Hülle und Fülle.
Vor gut 6 Jahren am letzten Tag unseres Neuseelandaufenthaltes damals fanden wir nördlich von Hanmer Springs das Südende dieses Tales und uns war klar, dass wir dahin einmal zurückkehren möchten. Wir freuten uns sehr, als wir St Arnaud am Nordende des Tales erreichten. Weil es so lange auf uns gewartet hatte, wollten wir nicht bei Regen und Nebel los, sondern wir warteten. Es fanden sich ein paar andere Veloreisende mit demselben Vorhaben ein. Die Zeit des Wartens wurde kurzweilig mit Austauschen von Erfahrungen, beim Kochen und Essen. Als uns das Wetter günstig erschien, fuhren wir los und wurden belohnt mit einem Stückchen Freiheit, das für kurze Zeit unendlich erschien.
Die Schönheit der kargen, stolzen Landschaft nahm uns in ihren Bann. Der Fluss darf sich hier noch seinen Weg suchen und frisch fröhlich anschwellen nach einem Regenschauer. Die Furten der etlichen Zuflüsse waren, ergaben zwar nasse Füsse, aber sie waren gut passierbar.
Herrlich war das Farbenspiel der Abendsonne, der Nachthimmel. Und diese Ruhe neben dem Sausen des Windes, Plätschern des Wassers… Das Wetter erlaubte uns am zweiten Tag nur eine kurze Strecke zurückzulegen und den Rest des Tages am Lake Tennyson zu verbringen, welcher wunderbar offen in dem Hochtal liegt und doch von sanften Bergen geborgen wirkt. Da müsste es doch von glücklichen Forellen nur so wimmeln, dachten wir und warfen unsere Angeln aus. Die Forellen sind clever und wussten genau, wie sie die Freiheit behalten konnten.
Die 2 gemütlichen Camp-Abende im Rainbowtal durften wir mal mit 5, mal mit 2 der anderen Veloreisenden verbringen. Danke für die Gesellschaft und den feinen Kaffee!
Durch den Rückenwind getragen sausten wir bis ans Südende des Tales und hinaus nach Hanmer Springs, wo uns die Zivilisation wieder einnahm.
Kurzer Hinweis für andere Veloreisende zum St. James cycling trail: das ist ein anspruchsvoller Mountainbike Weg (Grade 4, schwierigste Stufe, nach neuseeländischer Einteilung), ungeeignet für Tourenräder mit Gepäck! Voll Enthusiasmus hatten sich unsere Reisegefährten für zwei Tage diesen Weg gewagt und sie würden es NICHT wieder tun.