Wir erreichten den Vietnamesischen Grenzposten bei Tay Trang am Mittag, als alle Beamten gerade ihre 2stündige Mittagspause genossen. Wir machten es ihnen gleich, bestellten gebratene Nudeln mit Gemüse (vegetarisch) und schlürften bald die Nudelsuppe mit Huhn, die uns serviert wurde. Die Wartezeit war ganz kurzweilig, weil sich ein polnisches Pärchen zu uns an den Tisch gesetzt hatte. Nach 13h gab uns die Restaurantbesitzerin dann zu verstehen, dass wir nun unsere Ausreise-Stempel holen können/sollen. Wir waren mit vietnamesischen Händlern und Reisenden in der Schlange. Als der Beamte bemerkte, dass in unseren Pässen keine Dollarnoten eingeklemmt waren, wie bei den anderen, wurden wir nach ganz hinten zurückgeworfen. Er war nicht besonders erfreut, als er uns dann nicht mehr länger ignorieren konnte und er keinen Grund fand, uns zu korrumpieren. Mürrisch zog er das Platzieren des Ausreise-Stempels in die Länge. Aber schliesslich erhielten wir unsere Pässe zurück, konnten diese an der Schranke vorweisen und durften ohne Nachschub von Kleingeld aus Vietnam ausreisen.
4km weiter nach dem Pass von 1200müM trafen wir auf den laotischen Immigrations checkpoint. Es gab 4 Schalter mit jeweils einem Fensterschlitz auf 120cm Höhe, was verunmöglichte, dass man den Beamten zu Gesicht bekam ohne abzuknieen. An einem Fenster mussten wir Pässe und Fotos abliefern und erhielten ein Formular und eine arrival/departure Karte zum Ausfüllen. Die ausgefüllten Dokumente und Pässe wurden an einem anderen Fenster wieder entgegengenommen. Dann warteten wir und warteten. Ein Beamter informierte, dass der Visabeauftragte nicht da sei, aber kommen werde. So hatten wir Zeit die vielen Zettel an den Scheiben zu betrachten. Hier hingen diverse inoffizielle Zettel ohne Unterschrift, Datum oder Briefkopf, die über verschiedene Gebühren informierten. Entsprechend begannen dann auch bald die Forderungen. Nach Eintreffen des Visabeauftragten, informierte er uns über die offizielle Visagebühr in US$, wie wir ihn aus der Immigrationsinformation bereits kannten. Aber er verlangte noch zusätzliche 10´000kip / Person für die eigentliche Grenzübertrittsabwicklung. Dann sollten plötzlich noch 3US$ für das Ausfüllen des Visums bezahlt werden, die wir bis anhin nie bezahlt haben und irgendwie plötzlich nicht mehr so wichtig waren, als wir bei der nächsten Bezahlung der Polizeistempelgebühr von 20´000kip/Person eine Quittung verlangt hatten. Auch um die Einzahlung in den Tourismus Fund von 2US$/Person (am Anschlagsbrett waren es noch 3$/Person) kamen wir nicht herum… Wer da was verlangt und einsackt ist sehr undurchsichtig und frustrierend. Korruption scheint in diesem Land eine offene Sache zu sein! Erstaunlich, dass Laos die Antikorruptionscharta unterzeichnet hat. Jedenfalls hatten wir um 16h unsere Reisepässe in der Hand und wir konnten die heisse Abfahrt in das neue Land unter die Räder nehmen. Es bleibt dieser fahle Nebengeschmack beim ersten Zusammentreffen mit dem laotischen Staat.
Noch saurer ist uns das Erlebte bei der Einreise aufgestossen, als wir rund 20 km nach der Grenze einen Fahrzeugkonvoi der UNO sowie einer weiteren Hilfsorganisation aus Europa (NUDP), an deren auch die Schweiz über das DEZA beteiligt sind, angetroffen haben Wäre es nicht Aufgabe der grossen internationalen Hilfsorganisationen, einen minimalen Standard gegen Korruption zu prüfen, bevor Gelder fliessen? So hinterfragen wir einen korrekten Fluss der Hilfsgelder ernsthaft, wenn die Grundregeln gegen Korruption offensichtlich vom Staat nicht befolgt werden.
Schade, denn nachher trifft man eine sehr freundliche liebenswerte Bevölkerung, die sicher eine bessere Administration verdient hätte.