Pascale & Michel's Veloreise

Dali – eine historische Stadt mit vielen Gesichtern

C326 Confucius temple in old Dali

Das Zentrum der Bai Kultur, die Hauptstadt der autonomen Region Dali, die gemäss Feng shui perfekte Lokalität, die Stadt zwischen dem 4000m Gebirge Cangshan und dem grossen Erhai See, Ort eines der wichtigsten Han buddhistischen Tempels, früheres Mekka der traditionellen westlichen joint rauchenden Backpacker, aktuelles Magnet für Horden von chinesischen Touristen… Das ist eine kleine Auswahl an Dalis Attributen.

Die Neustadt, ist die grösste und modernste chinesische Metropole, die wir bisher durchquert haben. Wir blieben in der 16km nördlich gelegenen Altstadt, die durch eine Stadtmauer umgeben kompakt dasteht und architektonisch ziemlich intakt in der Bai Tradition bewahrt wurde. Hier ist das touristische Zentrum mit hunderten von Hotels, Restaurants (sogar ein McDonalds und eine deutsche Bäckerei) und Geschäften, in denen lokale Produkte (auch Ramsch und Fälschungen dazwischen) angeboten werden. Lokale Spezialitäten gibt es viele: Schmuck aus Jade, Marmorkunstwerke, Seidenschäle, Yakkäse, Yoghurt, Rosenkekse, eine Nougatart. Die Gassen, der vom Autoverkehr befreiten Altstadt sind malerisch und wimmeln von allen möglichen Lebensformen vor allem am Abend. Die Hauptmenge machen die chinesischen Touristen aus. Deren Anzahl soll aber noch dramatisch ansteigen, wenn im Juli die Feriensaison beginne. Seit wir uns in China aufhalten, hatten wir kaum Kontakt zu Tourismus und schon gar nicht zu westlichen Touristen. Insofern war Dali für uns eine Abwechslung. Wir genossen die Infrastruktur, die Möglichkeit ein Yoghurt – Früchtemüesli mit einem Brötchen zum Frühstück zu bekommen, aus einer entzifferbaren Speisekarte neue Gerichte auszuwählen und Begegnungen mit anderen Reisenden, die nicht nur chinesisch sprachen. Ab Mittag bevölkerten sich die Gassen mehr und mehr und mit vorrückender Stunde steigerte sich der Pegel des Partylebens. Aber daran mussten wir uns ja nicht beteiligen. Wir hatten ein wunderbar ruhiges Zimmer als perfekten Erholungsort gefunden. Die einheimische Bevölkerung empfanden wir ähnlich positiv, wie wir die Chinesen bisher erlebt hatten. Die Touristen haben jedoch ein ganz anderes Gebaren. Sie sind reich, laut, unnahbar und strahlen eine rechte Portion Arroganz aus. Geld, Auto, Glanz und «Glamor» sind wichtig. Umwelt und Mitmenschen sind irrelevant. Da sind wir wieder auf die Art Chinesen gestossen, wie wir sie in Vietnam und Laos erlebt hatten – Han Chinesen. In direkten Kontakt sind wir mit dieser Bevölkerungsgruppe nicht gekommen.

Zwischen den Chinesen fanden wir ein paar westliche Gesichter. Nur einzelne waren wie wir auf der Durchreise. Die meisten der wenigen «Westler» in Dali erklärten, dass sie hier lebten. Spannende Begegnungen waren das. Wir waren neugierig zu erfahren, was diese Menschen dazu brachte, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und hörten fasziniert zu, welche Träume sie hier verfolgten. Einige von ihnen werden wahrscheinlich früher oder später den Weg in die alte Heimat wieder suchen.
In den teils längeren Gesprächen fanden wir unseren Eindruck bestätigt, dass Chinas und vor allem der Chinesen Ruf schlechter ist, als sie sind. Einmal hier empfinden die Westlichen Zuzüger die Kontrolle des Staates, wie wir sie uns vorstellen würden nicht als einengend. Im Gegenteil, sie scheinen die Freiheit zu finden, ihr Leben so einrichten zu können, wie sie sich erträumten, aber in der Heimat nicht verwirklichen konnten. Sie beschönigen die Machenschaften des Staates zwar nicht, aber finden sich in Yunnan (im Südwesten des Landes) und vor allem in Dali weit genug von dessen Kontrolle aus Beijing entfernt. Innerhalb des Regelrahmens, empfinden sie genug Raum für ihre Freiheit. Ebenfalls ist um Dali das Klima sehr angenehm und bietet fast unsere bekannten 4 Jahreszeiten. Ein Leben irgendwo in China, speziell in einer der grossen Metropolen, im Dschungel der Hochhäuser, mit Smog und Konkurrenzkampf durch die grosse Bevölkerungsdichte können sich diese Immigranten aber doch nicht vorstellen.