Oudomxai, die erste laotische Stadt war eher befremdend mit mehr Verkehr und starkem chinesischem Einfluss. Aber wir genossen ein feines Essen in Gesellschaft eines aufgeschlossen, interessierten malaysischen Ehepaares. Es ist spannend, reisende Asiaten zu treffen und Beobachtungen zu diskutieren. Die beiden waren übrigens ebenso ungehalten über den Verlauf der Einreise von Vietnam nach Laos, den sie am geleichen Grenzposten wie wir erlebt hatten. Und sie benötigten nicht einmal ein Visum.
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, um die ersten kühlen Morgenstunden zu nutzen. Wir waren nicht ganz sicher, was uns auf dieser Etappe erwartete. Wie sich herausstellte sind die vielen Berichte über die berüchtigte Strasse und ihrem schlechten Zustand veraltet. Wie neue Hinweise vermuten liessen, schlängelt sich eine niegelnagel neue, breite Strasse mit perfekten Oberfläche in angenehmer Steigung über die beiden Pässe von 1’100 und 1’300müM. Die Strasse ist so neu, dass die km-Steine zwar verankert, aber noch nicht beschriftet sind. Wenige km vor und nach dem höchsten Punkt sind erst mit dem Vorbelag versehen, aber die Arbeiter sind eifrig daran, diesen mit feinem Teer zu decken.
Wir begrüssten einerseits natürlich das einfache Vorwärtskommen, andererseits stimmte es uns nachdenklich für zukünftige Radreisende. Solche Strassen werden nicht für Fahrradfahrer gebaut! Die Tage des beschaulichen Radreisens in Laos sind gezählt. Das wiederum ist das kleinste Problem für Laos, viel einschneidender für die Bevölkerung wird die Veränderung der eigenen Gesellschaft, welche sich durch die Mobilität ergeben wird.
Weiter muss bedacht werden, dass diese Strasse ein Geschenk der Chinesen ist. Ein Geschenk für viel Eigennutzen. Es ratterten jedenfalls bereits jetzt Lastwagen mit chinesischen Nummern von beiden Seiten darüber. Und diese sollen nicht hauptsächlich Entwicklung ins Land bringen, sondern grosse Mengen von Holz und Bodenschätzen aus Laos herausführen. Sie dienen auch als Zufahrtsstrassen zu diversen chinesischen Wasserkraftprojekten.
Auf der Strasse nach Luang Prabang der ehemaligen Hauptstadt des Landes wurde alles bereits dichter. Autos von Hilfswerkten, chinesische Aktivität, einheimische Autobesitzer, grössere Häuser mehr Lärm und Hektik. Es beschlich uns das Bild eines Landes, in dem jeder von aussen kommt und sich auf dem Buckel der geduldigen Bevölkerung auslebt. Mit der Rechtfertigung den Lebensstandard der Laoten zu verbessern, was auch tatsächlich ein Nebeneffekt ist, verwirklichen sich Sinn suchende Europäer und Ressourcen suchende Chinesen. Das Ziel ist möglicherweise bei allen dasselbe: zukünftige Märkte!
Der Staat Laos erscheint dabei in den Hintergrund gedrängt.