Mit jedem Tag lebten wir uns mehr ein und wurden langsam versierter im Handeln um Hotel- und Essenspreisen. Auch wenn die Preise in westliche Währung umgerechnet nicht hoch sind, lässt man sich nicht gerne über’s Ohr hauen. Man merkt nämlich genau, wenn man zuviel bezahlt hat. Das Handeln selber ist eine ernste Angelegenheit, aber die Vietnamesen verraten sich durch plötzliches Lachen, sobald sie das Geld in Händen halten und wie sie unmittelbar danach fröhlich ihrem Umfeld über ihren Erfolg berichten. Nach einem fairen Deal lächeln einander beide Seiten freundlich zu.
Weiter nach Norden schlängelte sich unsere Strasse nun durch kleine steile Hügel mit weniger zahlreichen und kleineren Ortschaften. Im nun engeren Talboden leuchteten weiterhin tiefgrüne Reisfelder oder Maisfelder. In diesem ländlicheren Teil des Nordens des Landes leben kleinere ethnische Minderheiten hauptsächlich von Landwirtschaft. Mehr und mehr sahen wir ca. 5mm dünne, 1m lange und 40cm breite Holzlammellen über die Vorplätze und Strassenränder fein säuberlich zum Trocken aufgestellt. In einer «Hobelei» sahen wir später, wie 1m lange entrindete Stammstücke längs an eine in längsachse drehende «Hobelwalze» gelegt werden. Das Stammstück wird wie geschält in eine ca. 5mm dünne Lammelle von 2-3m Länge je nach Stammdicke. Im nächsten Schritt werden dann in 40cm Stücke geschnitten. Dieser Geschäftszweig schien die ganze Talschaft zu beschäftigen. Entsprechend oft wurden ganze Hänge kahlgeholzt. Wir fragten uns wieviel Schaden entstehen könnte, wenn diese kahlen lehmigen Hänge dem heftigen Regen ausgesetzt werden.
In der hiesigen Bauweise, konnten wir keine Verwendung dieser Holzlamellen in Form von Furnieren erkennen. Auf Nachfragen (der Translater kann wirklich gute Dienste leisten) erfuhren wir, dass die ganzen Stapel an Lamellen, Lastwagen für Lastwagen nach China für deren Hausbau exportiert werden.
Wir waren mittlerweile via Pho Rang nach Bac Bang gekommen, wo wir einen Abstecher nach Nordosten planten, um ein paar der Bergdörfer zu besuchen. Diese sind durch ihre lokalen Märkte berühmt, an welchen die Bevölkerung der Umgebung in ihren traditionellen Kleidern ihre Waren und Tiere verkaufen. Die 27km hinauf nach Bac Ha verlangten dann aber einiges von uns ab. Der Aufstieg bei dieser feuchten Hitze liess uns schwitzen, dass es nur so an uns runtertropfte. Oben wurden wir vorerst aber mit einem feinen, sehr angenehmen kühlen Abendtemperaturen und etwas weniger Dunst belohnt.
Die Märkte der Bergdörfer werden zunehmend zu einem Touristenmagnet, so dass wir in Bac Ha nach einer Woche wieder westliche Reisende antreffen, Ladenbesitzer die Englisch sprechen und Speisekarten mit Englischübersetzung. Wir schätzen den Kontakt und den Austausch mit den anderen Reisenden hier, vor allem mit denjenigen, welche auch auf eigene Faust unterwegs sind. Manche bereisen Vietnam auf einem Motorrad und sind vielfach länger in Südostasien unterwegs. Obwohl es in Bac Ha zahlreiche Hotels und Gasthäuser gibt, geht es noch ganz gemächlich zu und der Alltag scheint sich an den Individualtouristen nicht zu stören. Jedoch am Samstag, am Vortag des Marktes werden dann die Tourbusse erwartet und ein markanter Anstieg der Touristenzahl. Und erst am Sonntag bringen viele zusätzliche Busse Tagestouristen für den Marktbesuch nach Bac Ha teilweise von weither.