Männer und Frauen mit Strohhut, Rüschenhut oder traditionellem bunten Webtuch als Kopfschutz gehen bedächtigen Schrittes den Strassen entlang. Entweder haben sie eine Hacke oder eine Zeine mit Reissetzlingen geschultert. Sie sind auf dem Weg in die Reisfelder, wo im Norden der Provinz Yunnan im Frühsommer in den mit ausgeklügelten Kanalsystemen gewässerten Feldern der Reis angepflanzt wird. Mit den Hacken verbringen sie Stunden in den Maisfeldern, wo die Reihen gehäuft werden oder der Boden zwischen den Kartoffeln gelockert wird.
Die Gruppen spielender lachender Kinder, wie sie uns in Laos und Vietnam begleitet hatten, fehlen hier. Grosseltern kümmern sich tagsüber um die Kleinkinder. Schulkinder sehen wir nur vereinzelt und sie reagieren zurückhaltender.
Friedliche Mittagsstimmung: kleine Grüppchen von Männern sitzen um ein Tischchen und spielen Karten. Frauen plaudern und einige sticken.
In den Städten und entlang Zugangsstrassen zu touristischen Sehenswürdigkeiten sammeln Frauen mit neongelben Westen, Handschuhen und Mundschutz den Abfall ein. Ansonsten darbt der Abfall in den Strassengräben. Allem voran sehen wir Redbulldosen, der übermüdeten Lenker. Umweltschutz ist noch kein Bestandteil des Parteiprogramms. Die Natur wird genutzt (ausgenutzt), wie es nur geht und Konsum steht über allem. Übernutzung, Verschmutzung von Boden und Gewässer sind (noch) kein Diskussionsthema. Einzelne junge Chinesen machen sich darüber aber Sorgen und Gedanken.
Am Abend wird es lebendiger und die vielen Garküchen und Restaurants werden aufgesucht. Es zischt aus den heissen Wongs und feine Düfte ziehen uns in die Nase.
Das allgegenwärtige Schnodern, Grunzen und Spucken bleibt für uns gewöhnungsbedürftigt. Spucken selbst wäre gesetzlich verboten, aber Yunnan ist ja weit weg von Beijing.
Westliche Velofahrer werden neugierig beobachtet. Vor allem bei den älteren Frauen und einigen Männern zaubert sich plötzlich ein warmes Lachen auf das zerfurchte Gesicht und sie winken aufmunternd zu.