Es war eine gute Idee gewesen, die Nacht nahe der Grenze bereits in China zu verbringen. Das chinesische Grenzstädtchen Mohan ist eine saubere, lebendige Ortschaft mit vielen Bäumen, Geschäften und wieder mal Trottoirs. Wir hatten sofort ein gutes Gefühl und fanden rasch ein ruhiges Hotel, wo wir sogar in der laotischer Währung kip bezahlen durften.
Geldautomaten haben nämlich so ihre Tücken in China. Es gibt Tageszeiten, da geht gar nichts. An manchen Automaten da funktionieren keine ausländischen Karten. Manchmal kann man nur beschränkte Mengen abheben, manchmal funktioniert das neuseeländische und nur für Neuseeland konzipierte KiwiBank EFTPOS Kärtchen… Auch das Internet hat seine Tücken. Es funktioniert nur zeitweise und wenn nur sehr langsam. Alles was nach Google oder Facebook riecht oder andersweitig verdächtig erscheint, wird blockiert. E-mails lesen und schreiben wird zur Geduldsprobe und ist unzuverlässig. Erwartet also nicht zu viel! Das lässt ein bisschen erahnen, wie gross der Einfluss des Staates auch in anderen Belangen sein könnte.
Die Chinesen in China, mit denen wir bisher in Kontakt kamen, machten auf uns einen freundlichen, hilfsbereiten ersten Eindruck. Das heisst im Alltag, in Restaurants auf der Strasse, fühlen wir uns wohl, sicher. Wir werden auch weniger abgezockt. Wir müssen gestehen, dass uns das nach allen Vorurteilen fast überrascht hatte.
Englischkenntnisse haben wenige Chinesen. Jedenfalls nicht die, welchen wir auf der Strasse, in der Bank, in Restaurants, Hotels oder Geschäften getroffen haben. Da hängt es dann von der Phantasie der einzelnen Person ab, ob wir eine Verständigung hinkriegen oder nicht. Es gibt schon phantasielose Menschen, da geht dann gar nichts. Mit anderen, die Ideen und Empathie haben, da ist fast alles möglich. Wir verbrachten mal gegen 20 Minuten an der Eingangskasse zu einem chinesisch Medizinalpflanzengarten, nur um herauszufinden, wie lange der Garten geöffnet ist.
Das Essen! Es ist ja so viel einfacher in China, wo die Auswahl grösser ist und das vorhandene Gemüse und Fleisch roh in einem gläsernen Kühlschrank zum Display in den Restaurants stehen. Da kann man ohne Worte zeigen, was man grade gerne hätte. Und fein wurde bisher gekocht und jeden Tag hatten wir etwas anderes!
Kleines Beispiel zum Thema Hilfsbereitschaft, Essen und Phantasie: in einem Laden wurden wir von einem jungen Paar angesprochen mit: «Wir sprechen kein Englisch». Nach dieser Begrüssung und als beide Seiten ihr Mobiltelephon mit Übersetzung gezückt hatten, ging es soweit, dass die beiden uns schliesslich in ein Restaurant begleiteten, für uns bestellten, Preis verhandelten und sich dann verabschiedeten.
Natürlich gibt es auch gewöhnungsbedürftiges. Das Verhältnis der Chinesen zu Lärm zum Beispiel. Sie sind immun gegen Lärm. Oder anders ausgedrückt, Lärm ist für sie nichts Negatives, sondern, etwas was ihnen fehlt, wenn sie es nicht haben. Tagsüber geht das ja, aber nachts wird das schon mal zur Tortur für uns. Manch nächtlicher Heimkehrer macht sich auf den Strassen und in den Gasthäusern lauthals, mit Stampfen und Türe-Schletzen bemerkbar. Und das geliebte Karaoke! Sollte das im Raum unter dem Schlafzimmer stattfinden, wird vom Abend bis gegen 2h früh gejault. Wirklich, es scheinen nur wenige ein gutes Musikgehör zu haben und der geliebte Alkohol macht es auch nicht besser. Der Lautsprecherpegel wird stetig aufgedreht auch wenn sich die Musik schon lange überschlägt und die Schallwellen sich wie eine Ganzkörpermassage anfühlt. Wenn das Gedröhne dann endlich abgestellt ist und die letzten schrillen Stimmen abgezogen sind, melden sich garantiert die verstörten Hähne, Katzen oder Hunde.
Alles in allem ergibt sich auf das erste eine Diskrepanz zwischen, der freundlichen, hilfsbereiten Bevölkerung und einem dominanten, kontrollierenden Staat.